logo PG Maria im Werntal

Es ist still geworden,

erschreckend still in unserem Kindergarten…..

Wir sind begeisterte Sänger*innen. Von morgens bis abends singen wir. Im Kindergarten und auf all unseren gemeinsamen Wegen mit den Kindern. Auf Wanderungen, im Bus, überall schmettern wir unsere Lieder und sind so auch schon sehr bekannt.

Wenn unsere Kinder z.B. im Motorboot - auf der Saale - sitzen und singen: Wir lagen vor Madagaskar und andere Piratenlieder, dann geht nicht nur uns Betreuer*innen das Herz auf. Auch die Gäste im Motorboot klatschen und verlangen "Zugabe, Zugabe!"

Und nun - kein Ton, kein Lied..........

Singen fördert den Ausstoß von Aerosolen und das soll in der Corona Pandemie eingedämmt werden.

Ab und an hört man die feinen Klänge der Veeharfe* in den Kindergruppen klingen. In den letzten Jahren war dieser Klang immer eine Einladung für Kinder und Erwachsene mitzusingen. Nun wird sie oft schnell wieder weggestellt. „Nein, wir dürfen doch nicht im Raum singen!“ heißt es dann von den Kindern.

Ich selbst habe in 37 Berufsjahren viele Lieder in meinem persönlichen Liederbuch. Die meisten kann ich jedoch auswendig. Bislang wusste ich jedoch nicht, wie stark Lieder, wie stark Musik mein Berufsbild und meine Arbeit stützte und unterstützte.

Es war immer so selbstverständlich zu singen, den Alltag der Kinder mit Musik und Gesang zu begleiten. Wie es meinen Kolleginnen und mir fehlt, erlebe ich täglich aufs Neue.

Während ich das schreibe, spüre ich, wie es mich berührt, darüber zu schreiben, wie mich diese Liedlosigkeit in unserem Kindergarten traurig macht.

Ich habe Lieder,

um die Kinder zu begrüßen,

die Kinder auf mich aufmerksam zu machen,

und um Kindern Wartezeiten zu verkürzen,

Ich habe Lieder

die helfen Kinder in Bewegung zu kommen,

und um die Kinder zur Ruhe kommen zu lassen,

um Geschichten zu unterstützen und zu begleiten,

und um Geschichten zu erzählen,

und um die Jahreszeiten erlebbarer und spürbarer zu machen.

Ich habe Lieder

um Erlebnisse und Erfahrungen der Kinder zu stützen,

und um lebenspraktische Tätigkeiten zu begleiten,

und um an frühere Zeiten zu erinnern und Lieder, die von früher erzählen,

um Aktionen zu unterstützen

Ich habe Lieder

um gemeinsam zu Beten,

um religionspädagogische Arbeiten zu untermalen,

um Feste vor- und nachzubereiten,

um gezielte Angebote zu festigen,

um Sachgebiete zu erarbeiten und

um Kinder zu verabschieden.

Ach herrje – so viele Lieder!

Und da fehlen sicherlich noch einige Erfahrungsfelder!

 Nun singe ich/Nun singen wir im Garten. Wir kürzen den Kindern wichtige Bewegungszeit um wenigstens ein bisschen zu singen. Und die Wunschliste der Kinder nach Liedern ist lang.

In den letzten Jahren haben wir mindestens 18 Martinslieder zum Fest gelernt. Und in den Gruppen sicherlich nicht nur einmal das lange Lied vom „St. Martin, St. Martin“ gesungen. 8 Strophen und die immer wieder aufs Neue. Weil gerade die Martinslieder und die dazugehörige Geschichte die Kinder so sehr begeistert. In diesem Jahr haben wir die meisten Lieder als "Gedicht" gelernt. Und dann fiel auch noch das Martinfest in tradioneller Weise aus.

Ja, ich glaube Corona hat mich/hat uns mürbe gemacht. Corona kostet uns viel Energie. Energie, die wir oft aus dem gemeinsamen Singen und die Verbundenheit – der gemeinsamen Lieder geschöpft haben. Und dennoch konnten wir unseren Kindern ein bisschen Normalität und Festlichkeit – auch in diesem Corona Jahr - mitgeben: 

St. Martin

Am 11. November haben wir all unsere Kinder eingeladen, den ganzen Tag bei uns im Kindergarten zu bleiben. So meinten wir, können wir das Ansteckungsrisiko minimieren und dennoch gut miteinander Martin feiern. Unterstützung erhielten wir vom Sachausschuß Ehe und Familie des Pfarrgemeinderates Werneck. Einen Teil der Kosten für die leckeren Gänse und der leckere Punsch wurden vom Sachausschuß, der in den letzten Jahren für die Gestaltung des Martinsfestes zuständig war, übernommen. O weh, war das aufregend. Und für viele Kinder neu. Einen ganzen Tag im Kindergarten. Morgens musste alles gut vorbereitet werden, um am Nachmittag gut feiern zu können. Es gab Ruhepausen, gemeinsames Essen und Trinken, gemütlichen Kerzenschein in den Gruppenräumen der Kinder. Am spannensten war es jedoch, als alle Kindergruppen – im guten Abstand – in der blauen Stunde - draußen im Garten zusammenkamen. Die Laternen wurden – eine nach der anderen – angezündet. Langsam wurde es ganz dunkel. Die Laternen tanzten nach dem Gesang der Kinder, mal hoch und mal hin und her. Autos, die vorbeifuhren, fuhren langsam und langsamer – hielten an und schauten aus der Ferne zu. Nahmen sich ein bisschen Martinsstimmung mit nach Hause. Die Lieder, die die Kinder nur von Gedichten oder wenigen Singkreisen kennen, wurden hinaus in die dunkle Nacht geschmettert. Eltern, die zum Kindergarten liefen, hörten uns von Weitem singen.

 Und ich stand inmitten der Kinder - den Foto sicher vor mir - und die Tränen liefen wieder über das Gesicht. Denn, die Kinder konnten sie - die Lieder/ihre Lieder. Nach einer 3/4 Stunde endete die Feier im Garten - und wir waren müde - schön müde - singmüde - schööööönnnnn!!!!

Im Dunkeln holten die Eltern – in vorbildlicher Weise, mit Abstand und mit Mundschutz – ihre Kinder ab. Bis an die Wernbrücke reichte die Abholschlange der Eltern……………

Für unsere Kinder haben wir extra einen YouTube Kanal aufgemacht, um ihnen die Zeit des ersten Lockdowns und die liederlose Martinszeit zu versüßen.

 

Adventskranzsegnen

Nachdem alles mit dem Martinsfest gut lief, trauten wir uns, den Advent in Angriff zu nehmen. Gemeinsam mit Pfarrer Krammer gestalteten wir auch hier wieder im hinteren Bereich, draußen in unserem Garten eine Adventsfeier. Mit den Liedern

Wir sagen euch an, den lieben Advent

Kleiner grüner Kranz

Dicke rote Kerzen

entzündeten wir die ersten Kerzen an unseren 6 Adventskränzen. Diese Kränze haben die Kinder mit den Kolleginnen in der Gruppe gebunden. Tatkräftig schnitten die Kinder kleine Zweige von Tannen, Buchs und Koniferen ab, um sie dann um einen Strohkranz zu binden. Wie festlich es mit einem Mal wurde, als Herr Pfarrer Krammer das Gebet sprach, mit dem er uns auf die kommende Adventszeit einstimmte und uns allen eine gute Zeit wünschte.

Auch der Nikolaus kam zu Besuch

Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freun!“ ist das Lieblingslied von unserem Michelaus. Das Lied darf an keiner Nikolausfeier fehlen. Und wenn es doch mal passiert, klagt es der Michelaus ein. „Ich kann erst gehen, wenn ich mein Lieblingslied von Euch gehört habe!“

Der Nikolaus besuchte uns auch im Garten. Mit seinem großen Bischofsstab, der Mitra und dem goldenen Buch kam er würdevoll zu uns. Im guten Abstand ging er durch die aufgestellten Kinderreihen und hörte sich hier den Gesang der Kinder an. Als er sein goldenes Buch aufschlug hatte er nur viel Lob für die Kinder. „Welch ungewöhnliches Jahr war es doch bislang für euch Kinder“, sagte er. „Man muss sich immerfort die Hände waschen und Abstand halten zu Omas und Opas, den Paten und auch aufpassen bei anderen Kindern!“ Er machte den Kindern Mut und Hoffnung, dass das vielleicht eines Tages alles wieder möglich ist. Er lobte die Kinder, weil sie ohne Klagen den Garten teilten und sich an die Regelungen und Absprache halten. Er freute sich, dass die Kinder sich nun wenigstens wieder selbst Getränke einschenken dürfen und auch beim warmen Mittagessen selbst wieder nehmen dürfen. „Du bist ein lieber Mann“, sangen die Kinder – als der Nikolaus sein goldenes Buch zuklappte und den tüchtigen Kindern, von seinen Helferlein große Körbe voller Leckereinen bringen ließ.

 

 

Ach und noch etwas. Die Sprachprüfung einzelner Kinder stand an. Eine Mitarbeiterin der Julius Kardinal Döpfner Schule ist da immer im Haus. Und was sagte sie am Morgen? Frau Brand bei ihnen ist es heute sehr seltsam. Immer wenn ich in den letzten Jahren da war, klang ein Lied nach dem anderen zu mir in den Raum und nun - Stille...........

*Veehharfe:

Der Landwirt Hermann Veeh war auf der Suche nach einem Musikinstrument für seinen Sohn Andreas, der mit Down-Syndrom auf die Welt kam. Die Liebe zur Musik war Andreas in die Wiege gelegt, doch das Erlernen eines Musikinstrumentes schien unerreichbar. Die Erinnerung an alte Saitenzupfinstrumente mit Notenschablonen gab den entscheidenden Impuls. Das Grundprinzip dieser Instrumente wurde weitergedacht. An den Fähigkeiten seines Sohnes orientiert, konzipierte Hermann Veeh ein völlig neues Musikinstrument - einfachst in der Handhabung, ansprechend in der Formgebung und bezaubernd im Klang. Für Kinder ist die Veeh-Harfe erster, prägender Zugang zum Musizieren. Erwachsenen erfüllt sich mit dem Spiel auf der Harfe eine tiefe Sehnsucht nach Musik. Die Veeh-Harfe belebt die Hausmusik, setzt neue Impulse in der Musikpädagogik, in Kindergärten und Schulen, ergänzt die Therapie in Kliniken und bereichert den Alltag in Senioreneinrichtungen.

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