„Nach 15 Jahren bist du ein Schlerther“ – eine Aussage, die erahnen lässt, wie schwer es dem tief bewegten Gottesmann fällt, seine fünf Pfarrgemeinden und die ihm liebgewonnen Menschen für immer zu verlassen. Die Freundlichkeit und Offenheit mit der er überall aufgenommen worden ist, bleibe ihm am meisten in Erinnerung, so der Geistliche. Dabei ist es wohl eher seine „gelebte Weltoffenheit“, die uns von ihm bleibt, entgegnete Brigitte Pfister in ihrer Ansprache. Als Pfarrgemeinderatsvorsitzende hat sie ihn während seiner Zeit in Schleerieth begleitet. Sein „gelebter katholischer Geist“ im wahrsten Sinne des Wortes habe sie am meisten beeindruckt. Der Begriff „katholisch“ komme aus dem Griechischen und bedeute „allumfassend, das Ganze betreffend, im Sinne von weltumspannend“ und sei gerade in einer vielfach von Nationalismus geprägten Zeit von größter Bedeutung, erklärt sie.
Mit einer heiligen Messe in der Pfarrkirche Schleerieth hatten die Abschiedsfeierlichkeiten begonnen. Weil trotz zusätzlicher Bestuhlung nicht jeder in dem aus allen Nähten platzenden Gotteshaus einen Platz gefunden hatte, wurde die Eucharistiefeier mit Lautsprechern ins Freie übertragen. Aus allen Dörfern seines seelsorgerischen Wirkungskreises waren offizielle Vertreter und Gläubige nach Schleerieth gekommen um zu ehren, wem Ehre gebührt. Der Chor „St. Mauritius“ aus Lautzkirchen, wo Pater Thomas zu Beginn seiner Tätigkeit in Deutschland als Kaplan wirkte, sowie der Kinderchor aus Schleerieth umrahmten die Feierlichkeiten musikalisch. Im Anschluss an den Gottesdienst begleitete eine gemischte Kapelle aus drei örtlichen Musikvereinen den Festzug zahlreicher Gäste von Nah und Fern zur Turnhalle der Verbandschule. Denn dort fanden die offiziellen Feierlichkeiten ihre gebührende Fortsetzung. Ein dem Anlass entsprechend würdiger Empfang bildete den Rahmen für persönliche Ansprachen und Dankesreden kirchlicher und weltlicher Vertreter. Den Beginn machten die Kleinsten aus dem Kindergarten Vasbühl, die sich mit ihrem Lied „Dankeschön“ nicht trefflicher hätten ausdrücken können. Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl äußerte ihre Wertschätzung, ebenso wie die Pfarrgemeinderäte. Mit einem kleinen Sketch und einer gebundenen Zusammenstellung ihrer persönlichen Lieblingsrezepte machten auch die Ministranten ihrem Pfarrer eine bleibende Freude. Mit viel Liebe angelehnt an Pater Thomas‘ große Leidenschaft für kulinarisches aus aller Welt, charakterisierte ihn Brigitte Pfister als „duften Pfarrer“ mit „würzigen Zutaten“, der auch mal über den „Tellerrand“ hinaus schaue. Dazu habe er jede Menge „auf der Pfanne“ und für jedes Problem „ein Rezept“. Die örtlichen Vereine brachten ihre Verbundenheit mit Pater Thomas gleichermaßen zum Ausdruck, wie eine Gruppe von Wallfahrern nach Medjugorje/Bosnien, die der Geistliche regelmäßig begleitet hatte. Einen weiteren Höhepunkt setzte der Verein „Hilfe für Indien“, der den Rahmen nutzte um seinen Gründer und „barmherzigen Samariter für Kinder in Indien“ zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen.
Im Bewusstsein der Leute hat sich „unser“ Pater Thomas als rühriger Seelsorger mit Gespür für die Menschen und feinem Humor verewigt, der seine Leidenschaft der fränkischen Küche ebenso verschrieben hat, wie dem fränkischen Dialekt: seine Vorliebe für „Kasaplootz“ und der „indoschlerther“ Trinkspruch „Prost Gemee“ auf Festlichkeiten werden wohl einmalig bleiben. Und so auch seine beeindruckenden Kenntnisse in Verwandtschaftsfragen und Zusammenhänge von Freundschaften und Beziehungen, die so manchem Einheimischen imponieren.
Bevor die Veranstaltung in einer „Begegnung“ mit Gesprächen und Erinnerungen aus den vergangenen 15 Jahre ihren würdigen Abschluss fand, ließ es sich Pater Thomas nicht nehmen, die letzten Worte an seine „Gemee“ zu richten: Es sei ihm eine Herzensangelegenheit, sich nicht nur bei allen zu danken, die ihn in unterstützt haben, sondern sich gleichermaßen bei denjenigen zu entschuldigen, denen er im Laufe der Jahre möglicherweise zu Nahe getreten sei. Gerne könne man in den verbleibenden vier Wochen das Gespräch mit ihm suchen, um Unausgesprochenes oder Missverständliches zu bereinigen. Ein Abschied in Frieden mit allen läge ihm sehr am Herzen, so der ob der bewegenden Feierlichkeiten sichtlich gerührte Geistliche.
Martin Pfister