Antworten aus der Perspektive der christlichen Theologie
Wie kommt das Böse in die Welt und was können wir dagegen tun?
Ehrlich, wir tun manchmal Dinge, die unangenehme, manchmal böse Folgen haben. Wie kommt das? Was können wir dagegen tun? Diesen und anderen Fragen stellte sich in der ökumenischen Gesprächsreihe über das „Böse“ eindrucksvoll Domkapitular Dr. Helmut Gabel: „Der Mensch möchte agieren, seinen Bedürfnissen nachkommen und seine Fähigkeiten einsetzen. Konflikte sind normal. Gleichzeitig hat er das Bestreben dazuzugehören, um in der Gemeinschaft harmonisch geborgen zu sein. In der Regel können wir diese Grundkräfte gut ausgleichen.“
Welche Faktoren uns antreiben, manchmal übers Ziel hinauszuschießen, damit habe sich die Psychologie ausführlich befasst. Falsche Einschätzung der Situation, Gruppendruck, Frust oder auch Drogen mindern oft die Hemmschwellen Handlungen zu begehen, die Schaden hervorrufen, destruktiv und damit böse sind.
Christen fragen: Warum lässt Gott das zu? Dr. Gabel betonte: „Es gibt nur einen guten Gott der auch für uns das Gute will. Das Böse kommt von den Entscheidungen und Handlungen der Geschöpfe.“ Geschaffen seien freie Wesen. Die Freiheit des Menschen ist jedoch immer wieder von Zwängen bedroht. Wir handeln immer in Bezug zu anderen Menschen und Geschöpfen. „Sogwirkungen“ können entstehen.
Die Schuld vieler Menschen wirke sich auf das Ganze aus. Lieblosigkeit zeuge leider wieder Lieblosigkeit. Auch Strukturen können so entstehen, die Böses hervorrufen oder sogar verstärken. Davon sei die ganze Menschheit betroffen. Diese Erfahrung stehe hinter dem traditionellen Begriff der „Erbsünde“.
Als wesentliche Wurzeln dieser Versuchung zum Bösen nahm der Referent die Deutungen als Gier, Selbstüberhebung (Hybris), Misstrauen und Angst auf. Immer mehr haben zu wollen, sei eine Versuchung, die wohl jeder kenne oder mehr oder wichtiger zu sein, besser als der andere. Misstrauen und Angst zerstören Beziehung, führen zu Abgrenzung, Abwehr und Aggression.
Einfache Rezepte dagegen gibt es nicht, es sei ein Lernweg hin zu Dankbarkeit und Zufriedenheit, Demut und Respekt vor dem anderen. Ohne Vertrauen wäre ein Miteinander nicht möglich. Vertrauen auf Gott mache stark, auch wieder Menschen zu vertrauen. Begegnung und Gespräch wären wichtig auf dem Weg hin zum Guten.
Text: Pfarrer i.R. Friedrich Lösch
Fotos: Roland Maul
Grund zur Freude über eine gelungene Veranstaltung hatten: Domkapitular Dr. Helmut Gabel (Mitte), Moderator Rainer Ziegler (links) und Pfarrer i.R. Friedrich Lösch.
Domkapitular Dr. Helmut Gabel, ein ausgewiesener Fachmann für Glaubensfragen.